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Wir bilden eine Gemeinschaft

22.06.2024, 09.33

Welche Kirche brauchen die Menschen im Kanton Zug? Seit zwei Jahren gehen Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien und Kirchgemeinden dieser Frage nach. Daraus entstanden ist das Projekt «Kirche mit Zug», das immer konkretere Züge annimmt.

Die katholische Kirche schaut düsteren Zeiten entgegen. An diesem Bild, das Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts SPI, im November 2021 an einer Weiterbildungsveranstaltung im Kanton Zug skizzierte, stiessen sich Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen Kirche. Und eben dieses Bild war es, das einen Stein ins Rollen gebracht hat. Bereits im Sommer 2022 setzten sich Leitungspersonen aus Zuger Pfarreien und Kirchgemeinden und den Fachstellen sowie des Bistums Basel bei einem Workshop mit der Frage auseinander, wie die Kirche die Botschaft Jesu in die Welt von heute tragen kann.

Sandra Dietschi (l.), Gesamtleiterin Fachstellen VKKZ und Projektleiterin von «Kirche mit Zug» im Gespräch mit Pfarreiblattredaktorin Marianne Bolt | ©  Arnold Landtwing

Seither sind nahezu zwei Jahre verstrichen. Der Stein gewann an Fahrt, daraus entstanden ist das Projekt «Kirche mit Zug». Ein Projekt, in dem nicht nur über Synodalität gesprochen, sondern in dem Synodalität gelebt wird, wie Sandra Dietschi, Projektleiterin und Gesamtleiterin Fachstellen der VKKZ, sagt. Denn längst denken und diskutieren nicht mehr ausschliesslich kircheninterne Personen mit. Wenn sich in der Kirche etwas für die Menschen im Kanton Zug verändern soll, sollen diese Menschen auch mitdiskutieren können. Dabei geht es nicht um eine Bedürfniserhebung, denn solche Ergebnisse liegen aus anderen Studien bereits vor. Es geht laut Sandra Dietschi vielmehr darum, Formate zu schaffen, in denen immer wieder Leute mit auf den Zug aufsteigen können. Doch was bedeutet das, was ist bisher geschehen und wohin fährt der Zuger Zug?

Am Anfang standen vage Begriffe

Bei der ersten Netzwerktagung im Sommer 2022 kristallisierten sich unterschiedliche Handlungsfelder heraus. Unter anderem das bedürfnisorientierte Arbeiten, das Schärfen eines offenen Ohrs, das Stärken des kantonalen Bewusstseins, die Ansprechbarkeit für die Menschen, und – ganz besonders – die Ermächtigung von Menschen, ihre je eigene Stärke in die Gemeinschaft einbringen zu können. Bei einem nachfolgenden Treffen mit Leitungspersonen aus den Pfarreien und Pastoralräumen wurde deutlich, dass Leerraum geschaffen werden soll, um sich mit der Kernfrage nach der Kirche von heute auseinanderzusetzen. Zugleich sollte vermieden werden, einem übereiferten Aktionismus zu verfallen.

Für Aussenstehende klingen diese Überbegriffe vage, für die Weiterentwicklung ab Sommer 2023 waren sie jedoch wichtig. Das Kernteam des Projekts – dieses besteht aus der Projektleiterin Sandra Dietschi, Renate Falk, einem Mitglied des VKKZ-Präsidiums, Thomas Hausheer, Leiter der Fachstelle Kirche und Wirtschaft, Kommunikationsleiter Arnold Landtwing und der Leiterin der ökumenischen Seelsorge für Menschen mit Behinderung seelsam Karin Schmitz – wollte mit Personen aus der Pastoral und den Kirchgemeinden sowie mit weiteren Interessierten in einem World Café der Frage nachgehen, welche Kirche die Menschen im Kanton Zug brauchen. Das World Café ist eine Methode, mit welcher sich die Anwesenden in einer Café-Atmosphäre kreativ mit unterschiedlichen Fragestellungen auseinandersetzen.

Geburtsstunde des Projekts «Kirche mit Zug»

Das World Café im November 2023 war die Geburtsstunde des Projekts «Kirche mit Zug». Die rund 50 Anwesenden gingen den Fragen nach, welche Erwartungen die Menschen heute an die Kirche haben, wie darauf reagiert werden kann, welche Inhalte und Gestalt die Katholische Kirche im Kanton Zug braucht, um den Bedürfnissen in Zukunft gerecht zu werden, und welche Fragen bewegen und wie sie bearbeitet werden können.

November 2023: Das World Café bildete den Startschuss für das Projekt «Kirche mit Zug».  | ©  Arnold Landtwing

Eine Aufbruchstimmung machte sich breit. Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll, wie Sandra Dietschi sagt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entschieden, die Diskussion um die Zukunft der Katholischen Kirche im Kanton Zug weiter zu vertiefen. Gelegenheit dazu boten vier Abende, die im ersten Quartal dieses Jahres stattgefunden haben. Es waren Abende, an denen jeweils zirka 15 Teilnehmende auf spielerische Weise an der Kirche von morgen gebaut haben. Was an allen Abenden deutlich wurde: Die Kirche muss zu den Menschen gehen, diakonisch tätig sein und Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Ebenfalls wurde einhellig betont, dass Rückzugs- und Besinnungsorte weiterhin bestehen bleiben sollen. Ungenutzte Kirchenräume könnten dazu umgestaltet und doch weiterhin als sakrale Räume genutzt werden. Beispielsweise mit Liegestühlen und Büchern in der Kirche oder einem kurzen Impuls über Mittag.

Strukturen, Zölibat und Frauenordination waren nie ein Thema

Zugleich tauchten – ebenfalls an allen vier Abenden – Widerstände auf. Ist es möglich, allen Bedürfnissen gerecht zu werden? Und: Ist das noch Kirche? Was erstaunen mag: An keinem dieser vier Abende wurden die kirchlichen Strukturen, die Abschaffung des Zölibats oder die Frauenordination als Thema aufgegriffen. «Der Vorteil dieses Projekts ist, dass es ein freies Denken im geschützten Rahmen ermöglicht und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht bei den Barrieren beginnen», sagt die Projektleiterin.

1. Quartal 2024: An vier Abenden bauten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kreativ an der Kirche von morgen | ©  Stefan Fraefel

Das Kernteam ist inzwischen um drei Personen von ausserhalb der Kirche erweitert worden. Neu gehören auch Stefan Fraefel und Sina Stähli von Norr Design sowie Roland Villiger von Concept Villiger dazu. Gemeinsam haben sie das Konzentrat aus den vier Abenden herausgezogen. Daraus sind neun Themenfelder entstanden, die sich nicht mehr auf der theoretischen Ebene bewegen, sondern in die Praxis umgesetzt werden können.

Im Oktober wird es konkret

Dazu gehört unter anderem das Thema «Pensioniert – und jetzt?», das sich den Möglichkeiten von Pensionierten im kirchlichen Umfeld widmet. Nicht nur in Form von Angeboten, sondern im Ermöglichen von Bereichen, in denen die Pensionierten ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Lebenserfahrungen weiterhin einbringen können.

Für dieses und die acht weiteren Themenfelder werden am 2. Oktober Umsetzungsideen erarbeitet. Diese Ideen dürften richtungsweisend sein, wie die Katholische Kirche des Kantons Zug in Zukunft aussehen kann. Wer sich angesprochen fühlt, mitzudiskutieren, darf gerne mit Sandra Dietschi von der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug (VKKZ) Kontakt aufnehmen.

Marianne Bolt

 

Impulse für das Projekt brachte im Januar 2024 auch ein Inspirationsabend mit auswärtigen Fachleuten. Den Link zum damaligen Bericht finden Sie hier.